Altbau wird zum Sparmodell
Aus 70 Jahre altem Gebäude entstand ein Drei-Liter-Haus
Das Drei-Liter-Auto für den Alltagseinsatz lässt noch auf sich warten. Das Drei-Liter-Altbau-Haus ist dagegen schon Realität.
Das Einfamilienhaus S. in Dortmund-Hombruch ist nach allen Regeln der Energiesparkunst umgebaut worden und das Haus übertrifft sogar Neubaustandards. Bei knapp 26 Liter pro Quadratmeter und Jahr lag bisher der Energieverbrauch. Künftig sind es nur noch 3,1 Liter. |
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Möglich machte es eine Komplettsanierung. Aus Alt mach Neu lautete das Motto als sich das Ehepaar S. nach dem Kauf des Siedlerhauses vor zwei Jahren an die Umbauplanung machte. "Ich wollte einfach den neuesten Stand der Technik haben", erklärt der Bauherr.
Am Anfang stand ein Energie-Gutachten des Architekten Wilfried Roder-Humpert, der auch die spätere Planung übernahm. Systematisch wurden die Schwachstellen ermittelt, die es auszumerzen galt. "Wir hatten anfangs gar nicht im Sinn, ein Drei-Liter-Haus zu bauen", verrät der Architekt. Seines Wissens nach ist erstmals in Dortmund bei einem Altbau ein Komplettpaket verwirklicht worden, das von der Dämmung von Dach, Wänden und Boden über den Einbau einer Photovoltaik- und Solaranlage bis zu einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Erdwärmetauscher reicht.
Das Ergebnis ist nicht zuletzt dem Ehrgeiz des Bauherrn zu verdanken, alle technischen und finanziellen Möglichkeiten auszutesten. "Ein gutes Jahr habe ich Informationen gesammelt, bin zu Messen gefahren und habe Fachzeitschriften gelesen", berichtet der Maschinenbau-Ingenieur. Das Problem: Die Rundum-Information aus einer Hand gibt es nicht. Wer die verschiedenen Fördermöglichkeiten ausloten will, muss sich breit gestreut informieren und darf Papierkram nicht scheuen.
Denn die meisten Förder-Richtlinien sind nicht gerade einfach gestrickt. 'Über das REN-Programm des Landes zur Förderung regenerativer Energien gibt es feste Beträge für die Photovoltaik und Lüftungsanlage, über die Kreditanstalt für Wiederaufbau zinsvergünstigte Kredite für die Dämmtechnik. Bei der Wärmetechnik half das Programm prima clima der Dortmunder Energie und Wasser (DEW). Wobei oft komplizierte Berechnungsschlüssel verwendet werden.
Dafür können auf der Habenseite neben Fördermitteln jede Menge langfristige Einsparungen verbucht werden. �Über die Regenwasseranlage sparen wir etwa 40 bis 50 Prozent der Frischwasserkosten", stellt der Bauherr H. S. trocken fest. Das überschüssige Regenwasser wird auf dem Grundstück versickert, was wiederum Abwassergebühren spart. Bei den eigentlichen Energiekosten liegt man im Verbrauch fast unter dem Grundpreis.
Nicht ganz unwichtig: Den ersten Praxistest hat das Haus bereits im vergangenen Winter bestanden, freut sich der Bauherr, der jetzt noch mit dem Einbau der Lüftungsanlage beschäftigt ist. Sie bringt dann die endgültige Minimierung des Energieverbrauchs von jetzt rund 6 auf dann 3,1 Liter, rechnet Wilfried Roder-Humpert vor. Und H. S. ist fest davon überzeugt, dass sich die Investitionen auch finanziell auszahlen. "In zehn bis zwölf Jahren hat sich beispielsweise die Photovoltaikanlage amortisiert."
Objektdaten:
Einfamilienwohnhaus in Dortmund (Baujahr: 1928)
Wohnfläche: 130 m² (vorhanden), 142 m² (nach Umbau)
2-geschossig, voll unterkellert
Umbauter Raum: 542 m³ (ohne Garagen)
Kosten (300+400): ca. 240.000,- (brutto)
Baubeginn: 4.2000, Fertigstellung: 1.2002
Zielvorgabe: 3-Liter-Heizenergiebedarf/m²+anno)
Baubeschreibung (Bestand):
Doppelhaushälfte, zweischaliges Ziegelmauerwerk mit stehender Luftschicht, Holzfenster mit Isoglas (Kf = 2,8) , Satteldach mit Hohlpfannen zum Teil ausgebaut (OG), Spitzboden als Kaltdach, Kellerwände und Sohlplatte feucht, Gaszentralheizung
Maßnahmen/Kosten:
Kellerdecke von unten gedämmt (5 cm)/ 1.000,-
Kellerwände von aussen gedämmt ( 7 cm) und Horizontalsperre eingebaut/32.000,-
Dach erneuert und gedämmt/100.000,- (incl. Gauben +Giebel+Trockenbau)
Dach zum Spitzboden gedämmt/6.000,-
Außenwand gedämmt WDVS (12cm)/ 35.000,-
Fensterglas erneuert (K f = 1,1) und neue Fenster nach Süden /10.000,-
Heizungsanlage erweitert (atmosp.Kessel vorh.): Solarspeicher 850 L, therm.Solaranlage (6,6m² Vakuum)/ 25.000,-
PV-Anlage (2,04 KWp ca. 16 m² )/ 30.000,-
Regenwasserzisterne, 5,5 m³ Erdtank/ 12.000,-
Flächenentsiegelung, 177 m²/15.000,-
kontrollierte Wohnungslüftung mit Erdwärmetauscher/ 20.000,-
Förderungen:
20.000,- ESP, zinsloses Darlehen ohne Grundschuld
3.000,- REN-Programm Solar + 2.000,- Prima Clima örtl.Versorgungsunternehmen DEW
5000,- 100.000-Dächer-Programm für PV
4.000,- Ökobonus (verteilt auf 8 Jahre)
3.000,- für Lüftung aus REN-Programm + 1.500,- DEW-Zuschuß
10.000,- aus Kfw-Gebäudesanierungsprogramm als Darlehen
Infos zu Fördermöglichkeiten gibt es unter anderem über die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die zuständigen Bundes- und Landesministerien. Im Internet gibt es unter folgenden Adressen weitere Informationen:
http://www.mswks.nrw.de, http://www.bafa.de, http://www.ea-nrw.de, http://www.kfw.de und http://www.dew.de
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